Manche Babys sterben. Während der Schwangerschaft. Bei der Geburt. Kurz danach. Oder durch einen späten Schwangerschaftsabbruch. Ein Albtraum. Ein Schock. Etwas, wofür oft die Worte fehlen. Wie können Eltern ein solches Erlebnis verkraften? Was können Angehörige und Freund*innen tun?
Sternenkinder, Glücklose Geburt, Schmetterlingskind
Wenn ein Kind viel zu früh stirbt. Bei der Geburt. Kurz zuvor. Nach einer kurzen Lebenszeit. Sternenkind, Schmetterlingskind, glücklose Geburt. Die Worte versuchen, das Unfassbare sagbar zu machen.
Jeder Mensch, jede Familie geht ihren eigenen Weg, nach einer solchen Erfahrung. Den Weg durch die Trauer, den Abschied, die Fassungslosigkeit. Phasen von Weinen, Hysterie. Arbeitswut, Verdrängung oder Lähmung. Bodentiefe Verzweiflung. Es lässt sich nichts überspringen. Nur einander beistehen.
Partner*innen gehen oft verschiedene Wege durch die Trauer. In unterschiedlichem Tempo. Das kann sich anfühlen, als würde eine*r gar nicht trauern. Oder eine*r zuviel. Das ist normal. Die Trauer kommt häufig zeitversetzt.
„Das kann man nicht beschreiben. Die Welt bricht aus den Angeln. Wie kann das sein, dass ein Neugeborenes stirbt. Am Anfang des Lebens. Das ist so ungerecht. Dass einem das selbst passiert. Unfassbar.“
Trauerkultur in der Familie
Ein Tod muss betrauert werden – so wie es zur eigenen Familie und zu den eigenen Traditionen passt. Allein. Mit Freund*innen. Mit Geschwistern, Großeltern, anderen Verwandten. Auch wenn die Schwangerschaft vielleicht noch nicht so weit fortgeschritten war. So groß oder klein, lang oder kurz, wie es sich richtig anfühlt.
Darüber reden, so weh es tut. Gemeinsam schweigen. Gemeinsam weinen. Gemeinsam lachen. Es ist normal, dass sich widerstreitende Gefühle abwechseln. Es ist normal, sich sehr allein zu fühlen. Es ist normal, sich schuldig zu fühlen. Es ist normal, dass es dauert.
Den meisten Familien helfen Erinnerungen an das verlorene Kind. Ein Name. Vielleicht ein Foto. Ein Brief. Vielleicht ein Strampler, den es nie getragen hat. Vielleicht ein Baum. Ein Kistchen mit Andenken oder ein Buch, auch wenn es vielleicht nie mehr geöffnet wird.
„Ich konnte monatelang keine Babys ertragen. Ein Werbeplakat für Windeln in der Drogerie und ich bin zusammengebrochen. Und dazu das Unverständnis der anderen. Immer habe ich die gute Stimmung zerstört. Das haben nur wenige ausgehalten.“
Trauernde Familien unterstützen
Wenn Menschen aus Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis ein Kind verloren haben, wollen Sie sie vielleicht unterstützen. Es kann sich anfühlen, als wäre der Graben unüberwindbar. Lassen Sie sich nicht abschrecken. Schreiben Sie eine Trauerkarte. Verschenken Sie Schokolade. Nehmen Sie die verwaisten Geschwister mit in den Zoo. Laden Sie die Eltern zum Essen ein. Halten Sie den Kontakt. Nicht „Ruf mich an, wenn du etwas brauchst“ ist der Satz der Stunde. Sondern: „Ich melde mich morgen/nächste Woche wieder bei dir“. Es ist nicht schlimm, wenn Sie sich hilflos fühlen. Sie sind da. Das reicht. Nutzen Sie gern unser Beratungsangebot.
Mit Kindern reden
Kinder haben eigene Wege der Trauer. Sie können in einem Moment tieftraurig sein, und im nächsten begeistert ins Spiel vertieft. „Für immer“ verstehen sie oft noch nicht. Ältere Geschwister sind ja meistens selbst noch sehr klein. Kinder müssen vor dem Thema Tod nicht bewahrt werden. Aber sie brauchen jemanden, der Fragen beantwortet und trotzdem Sicherheit gibt. Und sie brauchen ein paar wichtige Informationen:
- Es ist nicht deine Schuld. (Das Baby ist nicht gestorben, weil du eifersüchtig warst, auf einen Strich getreten bist oder zu laut geschrien hast.)
- Der Tod gehört zum Leben. Aber normalerweise sterben Menschen wenn sie sehr sehr alt sind. Oder einen sehr schlimmen Unfall oder eine sehr schlimme Krankheit haben (keinen Schnupfen, wie du jeden Herbst, kein Kopfweh, wie Papa gestern Abend).
- Mama/Papa ist/sind jetzt sehr traurig. Aber sie werden auch wieder fröhlich. Und sie haben dich immer noch total krass doll unendlich lieb.
Trauer nach einem Schwangerschaftsabbruch
Auch nach einem Schwangerschaftsabbruch kann die Trauer um das verlorene Kind stark sein – muss es jedoch nicht. Gerade bei späten Abbrüchen war das Kind schon präsent, hat sich vielleicht bewegt, wurde auf natürlichem Weg geboren, hatte vielleicht einen Namen, war vielleicht ein lang ersehntes Wunschkind. Die Schuldgefühle, die Teil jedes Trauerprozesses sind, sind vielleicht besonders stark. Das Unverständnis der Umgebung vielleicht auch.
Erlauben Sie sich Ihre Gefühle. Die Trauer. Die Tränen. Die Wut. Nehmen Sie sich Zeit. Sie haben dieses Kind verloren, auch wenn Sie selbst es vielleicht so entschieden haben.
Ansprechpartner*innen
Es mag sich so anfühlen, als könnte Ihnen niemand helfen. Und es ist wahr: Niemand kann Ihnen die Trauer abnehmen. Dieses Kind wird immer Teil Ihres Lebens bleiben. Trotzdem ist es oft hilfreich, nicht jeden Schritt allein zu gehen. Hebammen sind häufig gute Ansprechpartnerinnen. Manche bieten spezielle Trauerbegleitung oder Rückbildungsgymnastik für Trauernde an. Unsere Schwangerschaftsberatungsstellen sind für Sie da. Hier können Sie sich einzeln oder im Paar unterstützen lassen. Im Internet gibt es unter den Stichworten „Sternenkind“ und „Schmetterlingskind“ Erfahrungsberichte und Netzwerke von Betroffenen. Auch eine zeitweilige Psychotherapie, eine Kur oder Selbsthilfegruppen verwaister Eltern können helfen.
Noch Fragen?
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