Pränatal­diagnos­tik

Welche Methoden gibt es, welche Untersuchungen machen für mich Sinn und wie lässt sich mit einem unklaren Befund umgehen? Hier finden Sie Informationen und Denkanstöße zu einem nicht ganz einfachen Thema. Von Ersttrimesterscreening über Amniozentese bis zu Risiken, Nutzen und Kostenübernahme.

Methoden der präna­ta­len Dia­gnos­tik

Als Pränataldiagnostik werden vorgeburtliche Untersuchungen bezeichnet, die nach Fehlbildungen oder möglichen Behinderungen bei dem heranwachsenden Embryo oder Fötus suchen. Die Kosten werden nur unter bestimmten Umständen von der Krankenkasse übernommen.
Es gibt nichtinvasive Tests, das sind Untersuchungen von außen – mittels Ultraschall oder Blutabnahme bei der Schwangeren. Dazu gehören das Ersttrimester-Screening, der Bluttest auf verschiedene Trisomien oder die Ultraschall-Feindiagnostik um die 20. Schwangerschaftswoche. Hier wird die normgerechte Ausbildung der Organe überprüft. Herzfehler oder Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte können erkannt werden. Genetische Besonderheiten können anhand dieser Verfahren oft nur vermutet werden.

Bei Verdacht auf eine genetische Besonderheit, wie beispielsweise Trisomie 21, raten Mediziner*innen häufig zu einer DNA-Untersuchung. Für die DNA-Untersuchung ist ein invasives Testverfahren nötig. Durch eine Fruchtwasser-Untersuchung (Amniozentese), eine Plazenta-Punktion (Chorionzotten-Biopsie) oder eine Nabelschnur-Punktion (Cordozentese oder Chordozentese) werden Körperzellen des Babys gewonnen und genetisch untersucht. Diese Untersuchungen liefern ein recht genaues Ergebnis, können jedoch in seltenen Fällen eine Fehlgeburt auslösen.


Chan­cen und Ri­si­ken

Einige Ergebnisse der Pränataldiagnostik lassen sich nutzen, um das Kind nach der Geburt medizinisch gut zu versorgen. Wenn das Baby zum Beispiel einen Herzfehler hat, kann es in einem spezialisierten Krankenhaus geboren und dort direkt versorgt werden. Die meisten Befunde sind jedoch weniger eindeutig und ermöglichen keine medizinische Behandlung. Dann heißt es eher: Die Wahrscheinlichkeit für diese oder jene Abweichung ist erhöht. Für werdende Eltern stellen sich dann zum Beispiel solche Fragen: Schaffen wir das, mit einem Kind mit Trisomie 21? Wollen wir das jetzt schon wissen? Könnten wir damit leben, unser Kind durch eine Untersuchung zu verlieren? Führen wir die Schwangerschaft zu Ende, wenn wir wissen, dass unser Kind eine Behinderung hat oder nicht lebensfähig sein wird?

Manchmal habe ich mich zurück gewünscht, in eine Zeit mit weniger medizi­nischen Möglich­keiten. Dann müssten wir diese Entschei­dungen nicht treffen. Welche Unter­suchung wir machen. Welche nicht. Und was wir dann mit den Ergeb­nissen tun.

Wollen wir das wis­sen?

Werdende Eltern fühlen sich zunehmend unter Druck, vorgeburtliche Untersuchungen wahrzunehmen, um ein „gesundes, normales“ Kind zu bekommen. Diese Untersuchungen können Krankheiten und Behinderungen jedoch nicht verhindern. Sie können werdende Eltern lediglich vor die Entscheidung stellen, ob sie die Schwangerschaft im Falle eines auffälligen Befundes fortsetzen oder nicht. Wenn Sie diese Entscheidung nicht treffen möchten, oder wenn ein Abbruch für Sie ohnehin nicht in Frage kommt, sprechen Sie vor einer Blut- oder Ultraschalluntersuchung mit Ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt darüber. Er*sie wird dann nicht nach Auffälligkeiten suchen, die sich nicht behandeln lassen.
Bei der Schwangerschaftsberatung können Sie alle Optionen vorab besprechen und sich in Ruhe eine Meinung bilden.


Eine gute Ent­schei­dung treffen

Vielleicht haben Sie bereits einen auffälligen Befund erhalten. Mit einer Wahrscheinlichkeit oder mit einer klaren Diagnose. Vielleicht stellen Sie sich bereits die Frage, ob Sie die Schwangerschaft unter diesen besonderen Umständen fortsetzen. Für eine gute Entscheidung sind Zeit, Freiraum und Austausch hilfreich. Sprechen Sie mit Freund*innen und mit anderen betroffenen Eltern. Es gibt keine pauschal richtige oder falsche Lösung. Sie müssen Ihren ganz eigenen Weg finden. Aber Sie haben ein Recht auf Trauer und Wut. Auf gesellschaftliche Unterstützung. Und auf gute und neutrale Beratung, die Sie in Ihrem Entscheidungsprozess unterstützt. Beratungsstelle finden

„Mit wem redet man darüber? Ich hatte Angst, dass Leute mich verurteilen. Ganz egal welche Entscheidung wir treffen. Das war an der Beratung gut. Es ist eine neutrale Person. Sie zwingt einem nichts auf.“

Leben mit einem be­hin­der­ten Kind

Viele Menschen haben wenig Kontakt zu Menschen mit Behinderungen. Wenn Eltern ein besonderes Kind erwarten, ist die Verunsicherung oft groß. Es lohnt sich, sich zu informieren. Welches Leben würde uns mit diesem Kind erwarten? Was bedeutet diese Erkrankung oder Besonderheit, was erwartet uns, welche Unterstützung, Assistenz und Förderung ist möglich? Informationen und Erfahrungen erhalten Sie im Netz, bei anderen Eltern, bei Kinderärztin, Hebamme oder bei Beratungsstellen. Viele Familien erleben ihren Alltag mit einem besonderen Kind als anders – und als normal. Es gibt Höhen und Tiefen, besondere Herausforderungen und glückliche Zeiten. Wie mit anderen Kindern auch.


Später Schwan­ger­schafts­ab­bruch

Manche Eltern entscheiden sich aufgrund eines bestimmten Befundes dazu, die Schwangerschaft abzubrechen. Ein Abbruch nach der 12. Schwangerschaftswoche ist nur mit einer medizinischen Indikation möglich. Ein Arzt oder eine Ärztin müssen bestätigen, dass das Fortsetzen der Schwangerschaft die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren erheblich gefährden würde. Bei einem Abbruch nach der 20. Schwangerschaftswoche wird dem Fötus eine Kaliumchlorid-Lösung gespritzt, die zum Herzstillstand führt. Anschließend wird die Geburt eingeleitet.
Nach einem Schwangerschaftsabbruch brauchen Körper und Seele häufig Zeit, um die Schwangerschaft und den Abschied zu verarbeiten. Trauer, Schuldgefühle oder auch Erleichterung sind normale Reaktionen. Nehmen Sie sich Zeit dafür.


Beratung zur prä­na­ta­len Dia­gnos­tik

Im Rahmen der pränatalen Diagnostik haben Eltern das Recht auf kostenlose psychosoziale Beratung. In unseren Schwangerschaftsberatungsstellen beraten wir vertraulich und auf Wunsch anonym. Wir drängen Sie zu keiner Entscheidung, sondern wir unterstützen Sie dabei, selbst eine tragfähige Entscheidung zu treffen. Bei Bedarf können Sie sich mehrmals kostenlos beraten lassen und erhalten so eine Begleitung über den gesamten Prozess der Diagnostik und Entscheidungsfindung hinweg. Auch nach der Geburt eines Kindes oder nach einem Schwangerschaftsabbruch sind wir für Sie da.

Noch Fragen?

Wir beraten Sie gern persönlich. Anonym und kostenlos. Wertschätzend und empowernd.