Viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens Gewalt. Sexualisierte Gewalt, sexueller Missbrauch in der Kindheit, Gewalt in der Partnerschaft oder andere traumatische Erfahrungen können auch im Verlauf von Schwangerschaft und Geburt zu gesundheitlichen Risiken führen.
Geschlechtsspezifische Gewalt
Viele Frauen und Mädchen erleben in ihrem Leben geschlechtsspezifische Gewalt. Dazu gehört sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum, sexueller Missbrauch im Kindesalter, körperliche oder psychische Gewalt durch eine*n (Ex-)Partner*in und/oder sexualisierte Gewalt. Wann und wie solche Erfahrungen verarbeitet werden, ist unterschiedlich. Manche Frauen können nach kurzer Zeit wieder zur Tagesordnung übergehen. Andere haben lange Zeit mit der Bewältigung des Erlebten zu tun. Bei manchen kommt es erst Jahre nach dem Erlebnis zu Beschwerden.
Oft fühlen sich Betroffene unter Rechtfertigungsdruck, der nicht selten vom persönlichen Umfeld verstärkt wird. „So schlimm war es doch gar nicht, schon so lange her, jetzt lass die Vergangenheit mal ruhen…“ Wir finden: betroffene Frauen und Mädchen haben das Recht auf Solidarität und Unterstützung. Und wir wissen, dass die Situation oft auch für Angehörige oder Freund*innen schwierig ist. Auch ihnen kann mit Informationen und Beratung geholfen werden.
Auswirkungen von Gewalt auf Schwangerschaft und Geburt
Schwangerschaft und Geburt sind besondere, nicht alltägliche Erlebnisse. Hormonelle Veränderungen und Unsicherheit über die Zukunft können zu Stimmungsschwankungen, Empfindsamkeit und Sorgen führen. In dieser Zeit bekommen vergangene oder aktuelle Gewalterfahrungen eventuell eine andere Bedeutung.
Unter der Geburt können körperliche Empfindungen, Schmerzen, das Gefühl der Hilflosigkeit oder vaginale Untersuchungen zu Flashbacks führen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass zurückliegende Traumata für Sie wieder Thema werden, können Sie gern in der Beratung darüber sprechen oder auch mit einer Hebamme.
Häusliche Gewalt in der Schwangerschaft
Paradoxerweise sind Schwangerschaft und Geburt ein Risikofaktor für Gewalt in der Partnerschaft. Während der Schwangerschaft werden manche Männer gegenüber ihrer Partnerin das erste Mal gewalttätig. In bestehenden Gewaltbeziehungen kommt es oft zu einem Anstieg der Gewalt.
Gewalt in Beziehungen nie Ausdruck von Liebe. Und sie hat schwere Folgen für Mutter und Kind(er). Das Risiko von Fehlgeburten steigt. Kinder, die in gewalt-offenen Beziehungen aufwachsen bekommen häufiger gesundheitliche und/oder psychisch-emotionale Probleme. Bitte bedenken Sie: Wenn Gewalt einmal den Weg in eine Beziehung gefunden hat, hört sie in der Regel nicht mehr von allein auf. Sie müssen selbst aktiv werden, um sich und Ihr(e) Kind(er) zu schützen.
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
08000 116 016
Rund um die Uhr, kostenlos, anonym, in mehreren Sprachen.
Beratung zu Gewalt
An vielen Orten gibt es spezialisierte Beratungsstellen für Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt. Rund um die Uhr erreichen Sie das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“. Kostenlos, anonym und in mehreren Sprachen.
Telefon: 08000 116 016
Gern können Sie sich mit allen Fragen zu diesem Thema auch zunächst an uns wenden. Vielleicht sind Sie unsicher, welche Unterstützung Sie brauchen. Vielleicht wollen Sie das Thema nur am Rande kurz ansprechen. Vielleicht machen Sie sich Sorgen um Schwangerschaft oder Geburt. Wir sind für Sie da. Wir vermitteln alle Informationen rund um Gewalterfahrungen und Schwangerschaft. Und auf Wunsch können wir Sie an eine spezialisierte Beratungsstelle weitervermitteln.
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