Sexuell übertragbare Infektionen sind weit verbreitet und oft Teil eines aktiven Sexuallebens. Deshalb gehört es zum Sex dazu, Schutzmöglichkeiten zu kennen und zu nutzen. Und darüber auch mit dem*der Sexualpartner*in zu sprechen. Für manche ist das ganz leicht. Für andere eher schwierig. Worum es überhaupt geht, das erfahren Sie hier.
Sexuell übertragbare Infektionen (STI)
Sexuell übertragbare Infektionen sind weit verbreitet – viele Menschen infizieren sich mindestens einmal im Laufe ihres Lebens mit einer sogenannten STI (engl. sexual transmittered infektion). Dazu gehören beispielsweise Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhö, HPV, Syphilis und Hepatitis. Aber auch Herpes, Feigwarzen oder Filzläuse können beim Sex übertragen werden. Während Filzläuse einfach von einem Körper auf den anderen krabbeln, sind viele andere Erreger in Sperma, Vaginalsekret oder Blut enthalten und können durch diese übertragen werden – zum Beispiel beim Vaginal-, Anal- oder Oralsex. Beim Küssen besteht meistens keine erhöhte Gefahr – dabei können allerdings Erkältungskrankheiten, Grippe, Corona oder Herpes übertragen werden.
Sexuell übertragbare Infektionen erkennen
Die Symptome sexuell übertragbarer Infektionen sind nicht immer eindeutig, manchmal sind sie nur schwach ausgeprägt oder verlaufen sogar symptomlos. Oft treten sie erst einige Wochen oder sogar Monate nach der Infektion auf. Manchmal bessern sich die Beschwerden von selbst, um dann Jahre später in anderer Form wieder auszubrechen. Wenn Sie unsicher sind, holen Sie sich medizinischen Rat. Sexuell übertragbare Infektionen lassen sich gut behandeln. Unerkannt können sie aber zum Teil zu erheblichen Spätfolgen (wie z.B. Unfruchtbarkeit) führen.
Folgende Beschwerden können auf eine sexuell übertragbare Infektion hinweisen:
- Ungewöhnlicher Ausfluss aus Vagina, Penis oder Po
- Zwischenblutungen
- Juckreiz, Ausschlag, Hautrötungen im Intimbereich oder an anderen Körperstellen
- Schmerzen und Brennen beim Pinkeln
- Trockene oder nässende Hautveränderungen (Bläschen, Warzen, Geschwüre) in der Vagina, sowie an Vulva, Penis, Po oder Mund
- Schmerzen beim Sex (vaginal, anal oder oral)
- Gelbfärbung von Haut oder Bindehaut
- Grippeähnliche Symptome
- Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfall
Auch Veränderungen, die Sie bemerken, jedoch nicht einordnen können, sind manchmal Hinweise auf eine sexuell übertragbare Infektion. So kann beispielsweise stellenweiser Haarausfall auf eine Syphilis-Infektion hindeuten. Scheuen Sie sich nicht, mit Ärzt*innen oder Berater*innen darüber zu sprechen. Mehr Informationen zu sexuell übertragbaren Infektionen finden Sie z.B. auf www.aidshilfe.de oder www.liebesleben.de.
„Ich war schließlich wegen des Juckreizes bei einer Hautärztin. Es war mit total peinlich. Allein schon, den Termin auszumachen. Sie war aber ganz gelassen. Trotzdem war ich froh, als ich wieder raus konnte und das Problem dann bald auch los war.“
Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen
Die Wahrscheinlichkeit, sich mit sexuell übertragbaren Infektionen anzustecken, lässt sich leicht reduzieren. Diese Sicherheitstipps gelten nicht nur für One-Night-Stands, geheime Affären, erste Male und Überraschungssex. Auch in festen Beziehungen kann es sinnvoll sein sich zu schützen. So geht’s:
- Beim Vaginal-, Anal- und Oralsex Kondome benutzen
- Bei Bedarf Gleitgel benutzen und so Verletzungen vermeiden
- Bei Bedarf Gummihandschuhe verwenden
- Sexspielzeuge nicht teilen – bzw. durch Reinigung und/oder Kondome schützen
- Bei Gruppensex für jede*n Partner*in ein neues Kondom verwenden
- Gegen manche Infektionen gibt es sogar Impfungen, z.B. HPV und Hepatitis A/B
Um sich vor einer Infektion mit HIV zu schützen existieren neben der Benutzung von Kondomen weitere Safer Sex Strategien. Z.B. können sich HIV-negative Menschen mit der Einnahme der PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) vor einer Ansteckung mit HIV schützen. Auch kann eine HIV Infektion nicht übertragen werden, wenn eine HIV-positive Person HIV-Medikamente einnimmt. Das nennt man Schutz durch Therapie. Nach einem ungeschützten Sexualkontakt mit einer HIV-positiven Person kann durch die Einnahme einer PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) eine HIV-Infektion meist verhindert werden.
Das Thema Schutzmöglichkeiten ist mitunter schwer anzusprechen. Manche legen einfach im passenden Moment ein Kondom auf den Tisch – oder ziehen es direkt über den erigierten Penis. Andere klären das Thema vorab per Emoji-Nachricht. Wieder andere sprechen es ganz „theoretisch“ in einer Gruppensituation an und hören genau hin, was der*die Angebetete dazu sagt. Es kann auch Teil des Sexlebens werden und dann ganz schön aufregend sein. Zum Beispiel wenn er*sie effektvoll in den schwarzen Gummihandschuh schlüpft oder mit Schwung die Kondomschachtel öffnet.
Sexuell übertragbare Infektionen testen?
Wer sexuell aktiv ist, sollte sich regelmäßig auf sexuell übertragbare Infektionen testen lassen. So lassen sich Infektionen frühzeitig erkennen – dadurch können Sie sich selbst und Ihre Sexualpartner*innen schützen. Wenngleich Kondome die Wahrscheinlichkeit einer Infektion reduzieren, ist eine Übertragung von Erregern dennoch möglich. Das gilt insbesondere für bakterielle Infektionen, wie z.B. Chlamydien und Gonorrhö. Aidshilfen und einige Gesundheitsämter beraten Sie ausführlich und individuell und bieten anonyme und meist kostenlose Tests an.
Sexuell übertragbare Infektionen in der Schwangerschaft
Auch in der Schwangerschaft ist eine Testung auf sexuell übertragbaren Infektionen und HIV wichtig. Unbemerkt und unbehandelt können sie das Risiko von Früh-, Fehl- und Totgeburten erhöhen und während der Schwangerschaft oder bei der Geburt auf das Baby übertragen werden. Auch Lungen- und Augenentzündungen können bei Neugeborenen die Folge sein. Einige Screenings, wie z.B. HIV und Chlamydien werden im Rahmen der Schwangerenvorsorge von den Krankenkassen übernommen. Lassen Sie sich dazu gerne in der gynäkologischen Praxis beraten.
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